Grenzgänger in der Schweiz: Die wichtigsten Statistiken im Überblick
Alles, was du rund um Grenzgänger wissen musst.
Deutschland ist nicht nur Exportweltmeister, sondern auch Grenzgängerland. Tausende Menschen wohnen hier – und arbeiten jenseits der Grenze. In der Schweiz. In Luxemburg. In Frankreich oder Österreich.
Was dahinter steckt? Ein Spagat zwischen zwei Systemen, zwei Ländern – aber auch zwei Chancen. Wer über Grenzen hinweg arbeitet, bewegt nicht nur seinen Wohnort, sondern auch Steuern, Versicherungen und Lebensrealitäten.
Wir zeigen dir hier die wichtigsten Zahlen, Entwicklungen und Regionen.
In diesem Beitrag

Was sind Grenzgängerzonen?
Grenzgängerzonen regeln, wo du wohnen und wohin du pendeln musst, um als Grenzgänger anerkannt zu werden – und damit von bestimmten steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Sonderregelungen zu profitieren.
Grundlage sind immer bilaterale Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) oder EU-Regelwerke.
Grenzgängerzone heißt nicht automatisch, dass du frei wählen kannst. Je nach Land gelten ganz unterschiedliche Vorgaben – mal mit Kilometergrenzen, mal ohne, mal mit Rückkehrpflicht, mal mit Homeoffice-Toleranz. Es existiert (noch) kein einheitliches EU-System.
| Zielland | Grenzzone (km) | Homeoffice-Tage/Jahr | Steuerrecht | Sozialversicherung |
| Schweiz | Keine | Unbegrenzt* | Quellensteuer 4,5 % | Schweiz (AHV/IV) |
| Frankreich | 20/30 | 45 | Wohnsitzstaat | Frankreich |
| Österreich | 30 (Luftlinie) | 45 | Wohnsitzstaat | Österreich |
| Luxemburg | De facto 50 | 34 | Wohnsitzstaat | Luxemburg |
| Dänemark | 20 | 45 | Tätigkeitsstaat | Dänemark |
| Belgien | 20 | 45 | Wohnsitzstaat | Belgien |
| Niederlande | 30–50 | 45 | Tätigkeitsstaat | Niederlande |
| Polen | Oder-Neiße | 45 | Tätigkeitsstaat | Polen |
Ob Schweiz, Frankreich, Luxemburg oder Österreich – jedes Nachbarland spielt nach eigenen Regeln. Die Schweiz ist für EU-Bürger zwar offener geworden und verlangt keine Grenzzone mehr, aber wöchentliche Rückkehr bleibt Pflicht.
Frankreich setzt auf strenge 20- bis 30-km-Zonen. In Luxemburg gelten 34 Homeoffice-Tage pro Jahr als Grenze. Österreich hat 2024 auf eine 30-km-Luftlinienregel umgestellt.
Wie viele Grenzgänger leben in Deutschland?
Nach aktueller Datenlage (Stand: 1. Quartal 2024) leben schätzungsweise 100.000 bis 120.000 Grenzgänger in Deutschland, die in einem Nachbarland arbeiten. Die größte Gruppe pendelt in die Schweiz, gefolgt von Luxemburg, Österreich und mit Abstand Frankreich.
Konkret verteilen sich die Grenzgänger wie folgt:
- Schweiz: ca. 64.600 Personen
- Luxemburg: ca. 28.000 Personen
- Österreich: etwa 15.000–20.000 Personen
- Frankreich: unter 5.000 Personen
Die meisten Grenzgänger in Deutschland wohnen in den grenznahen Regionen von Baden-Württemberg, insbesondere in den Landkreisen Lörrach (21.841), Waldshut (14.668) und Konstanz (13.586).
Insgesamt ist die Zahl in den letzten Jahren deutlich gestiegen – von rund 70.000 im Jahr 2012 auf über 100.000 im Jahr 2024. Der Trend zeigt: Grenzgängertum wird immer relevanter, vor allem in Süddeutschland.
Grenzgängerzonen: Wo leben Grenzgänger in Deutschland?
Die überwiegende Mehrheit der Grenzgänger in Deutschland lebt entlang der Schweizer Grenze – insbesondere in Baden-Württemberg. Hier befinden sich die mit Abstand wichtigsten „Grenzgängerzonen“, also Regionen, in denen besonders viele Menschen in Deutschland wohnen, aber täglich in der Schweiz arbeiten.
| Region (Landkreis) | Anzahl Grenzgänger | Hauptziel in der Schweiz | Besonders hohe Grenzgängerquote (Beispielgemeinden) |
| Lörrach | ca. 21.841 | Basel-Stadt, Basel-Landschaft | Inzlingen (37,5 %), Grenzach-Wyhlen (35 %), Lörrach (25,5 %) |
| Waldshut | ca. 14.668 | Aargau, Zürich, Schaffhausen | Hohentengen (38,2 %), Dettighofen (36,7 %) |
| Konstanz | ca. 13.586 | Thurgau, Zürich, Schaffhausen | Region Bodensee, z. B. Singen, Radolfzell |
Diese drei Regionen im Süden Baden-Württembergs sind die absoluten Hotspots für deutsche Grenzgänger in die Schweiz – mit teils über einem Drittel der Bevölkerung, die täglich ins Nachbarland zur Arbeit pendelt.
Wie viele Grenzgänger arbeiten derzeit in der Schweiz und haben ihren Wohnsitz in Deutschland?
Aktuell (Stand: 1. Quartal 2024) arbeiten rund 64.600 Grenzgänger mit Wohnsitz in Deutschland in der Schweiz. Diese Zahl wurde vom Schweizer Bundesamt für Statistik veröffentlicht und entspricht etwa 16,2 % aller ausländischen Grenzgänger in der Schweiz. Damit ist Deutschland nach Frankreich und Italien das drittgrößte Herkunftsland für Grenzgänger in die Schweiz.
Die meisten dieser deutschen Grenzgänger leben in den grenznahen Landkreisen:
- Lörrach: ca. 21.841 Grenzgänger
- Waldshut: ca. 14.668 Grenzgänger
- Konstanz (Bodenseeregion): ca. 13.586 Grenzgänger
Diese Zahlen zeigen: Der Südwesten Deutschlands, insbesondere Baden-Württemberg entlang der Schweizer Grenze, bildet das Zentrum des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes zwischen Deutschland und der Schweiz.
Wie viele Grenzgänger arbeiten derzeit in Luxemburg und haben ihren Wohnsitz in Deutschland?
Nach den aktuellsten Schätzungen für das Jahr 2024 arbeiten etwa 25.000 bis 30.000 Grenzgänger mit Wohnsitz in Deutschland in Luxemburg. Diese Zahl ergibt sich aus dem Anteil deutscher Staatsangehöriger an den insgesamt rund 213.000 Grenzgängern, die täglich zur Arbeit nach Luxemburg pendeln.
Die deutschen Grenzgänger konzentrieren sich hauptsächlich auf folgende Regionen:
- Saarland (z. B. Saarlouis, Merzig, Perl)
Rheinland-Pfalz (z. B. Trier, Bitburg, Eifelkreis)
In Luxemburg gibt es keine Quellensteuer für deutsche Grenzgänger – das gesamte Einkommen wird in Deutschland versteuert (gemäß Doppelbesteuerungsabkommen). Die hohen Löhne in Luxemburg in Kombination mit den niedrigeren Lebenshaltungskosten in den deutschen Grenzregionen machen das Pendeln für viele attraktiv. Die Tendenz ist steigend – insbesondere wegen des Fachkräftemangels in Luxemburg und der weiterhin starken Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften.
Wie viele Grenzgänger arbeiten derzeit in Österreich und haben ihren Wohnsitz in Deutschland?
Nach den verfügbaren Schätzungen für das Jahr 2024 arbeiten rund 15.000 bis 20.000 Grenzgänger mit Wohnsitz in Deutschland in Österreich. Diese Zahl ergibt sich aus regionalen Erhebungen und grenzüberschreitenden Arbeitsmarktdaten, insbesondere aus dem süddeutschen Raum.
| Region (Deutschland) | Zielregion in Österreich | Branchen / Besonderheiten |
| Südost-Bayern (z. B. Traunstein, Berchtesgadener Land) | Salzburg, Tirol, Oberösterreich | Tourismus, Hotellerie, Bau und Handwerk |
| Südliches Niederbayern (z. B. Passau, Freyung-Grafenau) | Innviertel, Linz | Industrie, Logistik |
| Oberallgäu / Lindau | Vorarlberg | Maschinenbau, Elektronik, produzierendes Gewerbe |
Gemäß dem Doppelbesteuerungsabkommen Deutschland–Österreich wird das Einkommen in Österreich versteuert. Die Quellensteuer beträgt maximal 15 %. Grenzgänger unterliegen dem österreichischen Sozialversicherungssystem, es sei denn, sie erfüllen die Voraussetzungen für eine Ausnahme (z. B. Homeoffice > 25 %).
Mit bis zu 20.000 Pendlern stellen deutsche Grenzgänger nach Österreich eine kleinere, aber stabile Gruppe im Vergleich zu den Pendlerströmen Richtung Schweiz oder Luxemburg dar. Besonders stark sind die Grenzregionen Bayern – Vorarlberg/Tirol/Oberösterreich betroffen, wo das Lohnniveau und die enge wirtschaftliche Verzahnung grenzüberschreitende Arbeit attraktiv machen.
Wie viele Grenzgänger arbeiten derzeit in Frankreich und haben ihren Wohnsitz in Deutschland?
Die Zahl der Grenzgänger mit Wohnsitz in Deutschland, die in Frankreich arbeiten, ist derzeit nicht exakt bezifferbar – zumindest nicht in vergleichbarer Tiefe wie für die Schweiz oder Luxemburg. Es gibt keine zentrale, öffentlich zugängliche Erhebung, die diese Zahl exakt ausweist.
Allerdings lässt sich anhand der regionalen Verteilungen und Doppelbesteuerungsregelungen folgendes ableiten:
- Für das Jahr 2024 wird von einer sehr geringen vierstelligen Zahl ausgegangen – also unter 5.000 Grenzgängern aus Deutschland, die in Frankreich arbeiten.
- Die Pendlerströme verlaufen überwiegend in die andere Richtung – von Frankreich in die Schweiz oder nach Deutschland, nicht umgekehrt.
Trotz punktueller Arbeitsverhältnisse – etwa im Gesundheitswesen oder bei internationalen Organisationen – spielt Frankreich als Beschäftigungsstaat für deutsche Grenzgänger aktuell nur eine Nebenrolle.
Wo leben die meisten Grenzgänger in Deutschland?
Die meisten deutschen Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten, kommen aus Baden-Württemberg.
| Bundesland | Grenzgänger (geschätzt) | Zielstaat |
| Baden-Württemberg | ca. 52.000–55.000 | Schweiz |
| Bayern | ca. 46.000 | Österreich, Tschechien |
| Saarland | ca. 13.000 | Frankreich, Luxemburg |
| Rheinland-Pfalz | ca. 10.000–12.000 | Luxemburg, Frankreich |
| Brandenburg/Sachsen | ca. 15.000–20.000 gesamt | Polen, Tschechien |
Besonders konzentriert sind sie in drei Landkreisen:Landkreis Lörrach ist Spitzenreiter mit rund 21.841 Grenzgängern (Stand 2024). Das entspricht einem beachtlichen Anteil von 25,5 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis. Die Nähe zu Basel und Basel-Landschaft – den wirtschaftlich starken Regionen mit Pharma, Logistik und Industrie – macht Lörrach zum Top-Ausgangspunkt für tägliche Pendler in die Schweiz.
Dicht dahinter folgt der Landkreis Waldshut mit 14.668 Grenzgängern. Die meisten davon arbeiten im Kanton Aargau (7.249 Personen), Zürich (3.419) oder Schaffhausen (1.338). Auch hier ist das verarbeitende Gewerbe ein starker Magnet. Fast 38 % der Pendler sind in der Industrie tätig – ein klarer Indikator für die Rolle als Fachkräftezulieferer in die Schweizer Wirtschaft.
Landkreis Konstanz rangiert ebenfalls ganz oben – mit rund 13.586 Grenzgängern, die hauptsächlich in den Kanton Thurgau pendeln. Das Besondere hier: Der Arbeitsmarkt ist breit gefächert. Gesundheitswesen (26 %), Bildung (18 %) und Tourismus (14 %) dominieren – die Region lebt also von ihrer Nähe zur Schweiz und der starken Dienstleistungsorientierung.
| Landkreis (Bundesland) | Anzahl der Grenzgänger (2024) | Zielregion in der Schweiz |
| Lörrach (BW) | 21.841 | Basel-Stadt, Basel-Landschaft |
| Waldshut (BW) | 14.668 | Aargau, Zürich, Schaffhausen |
| Konstanz (BW) | 13.586 | Thurgau, Schaffhausen, Zürich |
Neben den großen Landkreisen gibt es auch kleine Gemeinden mit einem extrem hohen Anteil an Grenzgängern – und hier wird’s wirklich spannend:
- In Hohentengen arbeiten 38,2 % der Einwohner in der Schweiz.
- In Dettighofen sind es 36,7 %.
- Inzlingen liegt bei 37,5 %, Stühlingen bei 35,9 % und Lottstetten bei 34,5 %.
Diese Quoten zeigen: In manchen Orten lebt buchstäblich jeder Dritte vom Job jenseits der Grenze – und das verändert nicht nur den Arbeitsalltag, sondern auch das Steuerrecht, die Altersvorsorge, Versicherungen und das Familienleben.
| Gemeinde | Grenzgängeranteil | Zielkanton |
| Hohentengen (BW) | 38,2 % | Aargau, Zürich |
| Inzlingen (BW) | 37,5 % | Basel-Stadt |
| Dettighofen (BW) | 36,7 % | Schaffhausen |
| Lauchringen (BW) | 35,9 % | Aargau |
| Grenzach-Wyhlen (BW) | 35,0 % | Basel-Stadt |






