Kantone in der Schweiz: Unterschiede, Zahlen, Sprache und Wirtschaft im Überblick
Alles, was du über die Kantone in der Schweiz wissen musst
Die Schweiz ist mehr als Banken, Uhren und Schokolade – sie ist ein föderaler Flickenteppich aus 26 Kantonen, und jeder davon hat nicht nur seinen eigenen Charakter, sondern auch seine eigene Verfassung, Regierung und Gesetze.
Das ist kein Zufall, sondern historisch gewachsen: Bis 1848 war die Schweiz eher ein lockerer Staatenbund – seitdem ein Bundesstaat. Und genau das merkt man bis heute.
In diesem Beitrag

Wie sind die Kantone in der Schweiz organisiert?
Die Schweiz besteht aus 26 Kantonen. Sie sind eigenständige Gliedstaaten mit viel Macht. Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung, Regierung, ein Parlament und Gerichte. Trotzdem müssen sich alle an die Bundesverfassung halten. Die Kantonsparlamente sind unterschiedlich groß, zwischen 49 und 180 Sitze sind üblich. Die Regierungen bestehen meistens aus fünf bis sieben Mitgliedern, die direkt gewählt werden.
Zwei Kantone machen es besonders: In Glarus und Appenzell Innerrhoden entscheidet das Volk direkt auf der Landsgemeinde.
Diese Kantone in der Schweiz regeln vieles selbst. Alles, was nicht ausdrücklich dem Bund zugewiesen ist, gehört ihnen. Dazu zähle:
- Bildung,
- Polizei,
- Gesundheit,
- Raumplanung,
- Sozialhilfe,
- Steuern,
- oder die Gerichtsorganisation.
Wer wo wie viel Steuern zahlt, ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Auch Verträge mit anderen Kantonen oder sogar mit dem Ausland sind erlaubt.
Die Kantone in der Schweiz arbeiten eng zusammen. In interkantonalen Konferenzen stimmen sie sich ab, zum Beispiel bei Bildung, Sicherheit oder Gesundheit. Im Ständerat, der kleinen Kammer des Parlaments, sitzen alle Kantone mit je zwei Sitzen. Nur die sechs Halbkantone – etwa Basel oder Appenzell – haben jeweils nur einen. Auch die Gemeinden haben eigene Zuständigkeiten, je nachdem, was der jeweilige Kanton erlaubt.
Die Autonomie der Kantone in der Schweiz ist groß, aber nicht unbegrenzt. Bundesrecht steht über kantonalem Recht. In vielen Bereichen arbeiten Bund und Kantone zusammen. Das bringt Vielfalt, macht vieles flexibler – und zeigt, wie ein föderales System funktionieren kann.
Die Schweiz ist nicht nur föderal, sondern auch mehrsprachig. Und auch das spiegelt sich in den Kantonen:
| Sprache | Kantone |
| Deutsch | 17 Kantone (z. B. Zürich, Bern, Luzern) |
| Französisch | 4 Kantone (z. B. Waadt, Genf) |
| Italienisch | Tessin |
| Rätoromanisch | Graubünden (Minderheitensprache) |
| Zweisprachig | Bern, Freiburg, Wallis |
Welche Kantone in der Schweiz sind deutschsprachig?
In der Schweiz ist Deutsch die am weitesten verbreitete Landessprache. Insgesamt 17 der 26 Kantone in der Schweiz sind mehrheitlich deutschsprachig:
- Aargau
- Appenzell Ausserrhoden
- Appenzell Innerrhoden
- Basel-Landschaft
- Basel-Stadt
- Bern (zweisprachig, aber Mehrheit deutsch)
- Glarus
- Luzern
- Nidwalden
- Obwalden
- Schaffhausen
- Schwyz
- Solothurn
- St. Gallen
- Thurgau
- Uri
- Zug
- Zürich
Daneben gibt es gemischtsprachige Kantone wie Graubünden (Deutsch, Rätoromanisch, Italienisch) oder Freiburg (Deutsch, Französisch), in denen Deutsch ebenfalls gesprochen wird – aber nicht überall und nicht von allen.
Kantone in der Schweiz: Liste mit Einwohner, Fläche & BIP
Die Schweiz ist föderal aufgebaut – das bedeutet: Die 26 Kantone haben viel selbst zu sagen. Jeder Kanton hat eine eigene Verfassung, ein eigenes Parlament, eine eigene Regierung – und natürlich seine ganz eigenen Zahlen, was Bevölkerung, Fläche, Wirtschaft und Dichte angeht.
Bevölkerung und Fläche der Kantone in der Schweiz
Zürich bleibt mit knapp 1,58 Millionen Einwohnern klar Spitzenreiter unter den Kantonen in der Schweiz. Ganz anders sieht es in Appenzell Innerrhoden aus: Dort leben gerade mal rund 16.700 Menschen – weniger als in manchen Zürcher Quartieren. Auch bei der Fläche gibt’s Extreme: Graubünden ist riesig (7.105 km²) – fast so groß wie Zürich, Bern und Waadt zusammen. Basel-Stadt dagegen ist winzig (nur 37 km²), aber dafür mit über 5.400 Einwohnern pro km² unfassbar dicht besiedelt.
Wirtschaftskraft (BIP pro Kopf) der Kantone in der Schweiz
Das wirtschaftliche Gefälle ist massiv: Während das BIP pro Kopf in Basel-Stadt bei über 209.000 CHF liegt, kommt Uri gerade mal auf gut 58.000 CHF. Ähnlich stark präsentiert sich Zug (fast 193.000 CHF pro Kopf), was vor allem an den vielen Firmensitzen und tiefen Steuern liegt. Spannend: Jura und Neuenburg sind zwar strukturschwächer, aber mit über 7 % BIP-Wachstum unter den wirtschaftlichen Aufsteigern.
Sprachlich zeigt sich die Schweiz bunt: 17 Kantone sind rein deutschsprachig, vier französisch, Tessin spricht italienisch – und Graubünden hat gleich drei Landessprachen. In Kantonen wie Freiburg oder Wallis sind zwei Sprachen offiziell. Dazu kommt eine landschaftliche Vielfalt von den Hochalpen bis zu städtischen Ballungsräumen.
Wer hat die Nase vorn:
- Höchstes BIP/Kopf: Basel-Stadt (209.782 CHF), danach Zug (192.958 CHF)
- Größte Bevölkerung: Zürich mit 1,58 Mio.
- Kleinster Kanton nach Einwohnerzahl: Appenzell Innerrhoden (16.732)
- Flächenriese: Graubünden (7.105 km²)
- Dichtest besiedelt: Basel-Stadt (5.441 Ew./km²)
- Ausländeranteil: Höchster in Genf (40 %), niedrigster in Appenzell Innerrhoden (11 %)
Diese Zahlen zeigen deutlich: Die Schweiz ist kein einheitlicher Block, sondern eine vielfältige Mischung aus städtischer Dynamik und ländlicher Tradition – föderal organisiert und wirtschaftlich unterschiedlich stark aufgestellt.
| Kanton | Abk. | Bevölkerung (2024) | Fläche (km²) | Dichte (/km²) | BIP (2022, Mio. CHF) | BIP/Kopf (2022, CHF) | Hauptort |
| Zürich | ZH | 1’579’967 | 1.729 | 913,8 | 164.495 | 104.620 | Zürich |
| Bern | BE | 1’051’437 | 5.960 | 176,4 | 89.362 | 85.151 | Bern |
| Luzern | LU | 437’838 | 1.494 | 293,1 | 31.924 | 75.544 | Luzern |
| Uri | UR | 37’317 | 1.077 | 34,6 | 2.171 | 58.392 | Altdorf |
| Schwyz | SZ | 168’906 | 908 | 186,0 | 11.623 | 70.739 | Schwyz |
| Obwalden | OW | 39’660 | 491 | 80,8 | 2.889 | 74.902 | Sarnen |
| Nidwalden | NW | 45’343 | 276 | 164,3 | 3.310 | 74.952 | Stans |
| Glarus | GL | 42’364 | 685 | 61,8 | 3.118 | 75.430 | Glarus |
| Zug | ZG | 131’164 | 239 | 548,8 | 25.176 | 192.958 | Zug |
| Freiburg | FR | 346’589 | 1.672 | 207,3 | 21.424 | 64.502 | Freiburg |
| Solothurn | SO | 289’731 | 790 | 366,7 | 20.763 | 73.803 | Solothurn |
| Basel-Stadt | BS | 201’333 | 37 | 5.441,4 | 41.203 | 209.782 | Basel |
| Basel-Landschaft | BL | 301’280 | 518 | 581,6 | 22.812 | 77.693 | Liestal |
| Schaffhausen | SH | 88’650 | 298 | 297,5 | 8.542 | 100.959 | Schaffhausen |
| Appenzell Ausserrhoden | AR | 56’688 | 243 | 233,3 | 3.749 | 67.341 | Herisau |
| Appenzell Innerrhoden | AI | 16’732 | 172 | 97,3 | 1.238 | 75.526 | Appenzell |
| St. Gallen | SG | 539’944 | 2.028 | 266,2 | 44.589 | 85.320 | St. Gallen |
| Graubünden | GR | 206’111 | 7.105 | 29,0 | 16.726 | 82.817 | Chur |
| Aargau | AG | 735’619 | 1.404 | 523,9 | 47.538 | 67.224 | Aarau |
| Thurgau | TG | 289’731 | 1.016 | 285,2 | 20.292 | 70.504 | Frauenfeld |
| Tessin | TI | 353’343 | 2.812 | 125,7 | 36.084 | 102.190 | Bellinzona |
| Waadt | VD | 830’431 | 3.212 | 258,5 | 64.500 | 78.021 | Lausanne |
| Wallis | VS | 348’503 | 5.224 | 66,7 | 21.807 | 61.387 | Sitten |
| Neuenburg | NE | 179’496 | 802 | 223,8 | 18.724 | 106.165 | Neuenburg |
| Genf | GE | 530’999 | 282 | 1.883,0 | 61.231 | 119.644 | Genf |
| Jura | JU | 74’822 | 839 | 89,2 | 5.799 | 78.546 | Delémont |
Welches ist das ärmste Kanton in der Schweiz?
Beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt Uri mit rund 58’000 Franken ganz hinten.
Auch Wallis und Freiburg schneiden eher schwach ab. Beim Vermögen pro Person sind Freiburg, Jura und Solothurn Schlusslichter. Und wer auf Geld aus dem nationalen Finanzausgleich angewiesen ist, steht besonders in Jura und Wallis oft ganz oben auf der Liste.
Es gibt nicht den einen ärmsten Kanton. Aber Uri, Jura und Freiburg tauchen in vielen dieser Statistiken immer wieder am unteren Ende auf. Klar ist: Auch im reichen Land Schweiz gibt es grosse Unterschiede zwischen den Regionen.
Welches sind die reichsten Kantone in der Schweiz?
Nach wirtschaftlicher Leistung liegt Basel-Stadt klar vorn. Mit über 209.000 Franken BIP pro Kopf ist der Stadtkanton Spitzenreiter. Knapp dahinter folgt Zug. Dort liegt das BIP pro Kopf bei rund 193.000 Franken.
Zug glänzt aber vor allem beim Vermögen. Jeder achte Mensch dort ist Millionär. Keine andere Region in der Schweiz hat so eine hohe Millionärsdichte. Basel-Stadt ist der produktivste Kanton. Zug ist der wohlhabendste. Beide stehen sinnbildlich für das wirtschaftliche Gefälle in der Schweiz.
In welchem Schweizer Kanton verdient man am meisten?
Zug ist Spitzenreiter beim Einkommen. Der Medianlohn liegt dort 2025 bei rund 8.000 Franken im Monat. Wer im Kanton Zug zu den obersten 1 Prozent zählen will, braucht über 837.000 Franken im Jahr. Kein anderer Kanton setzt die Latte so hoch. Auch Zürich und Schwyz zahlen gut, bleiben aber hinter Zug zurück.
Was sind die teuersten Kantone in der Schweiz?
Zug ist nicht nur reich, sondern auch teuer.
Die durchschnittliche Miete liegt bei 1.837 Franken im Monat – so hoch wie sonst nirgends in der Schweiz. Luxuswohnungen kosten dort bis zu 25.000 Franken monatlich. Auch Zürich und Genf gehören zu den teuersten Kantonen, vor allem bei Mieten und allgemeinen Lebenshaltungskosten.
Zug fällt besonders auf: hohe Löhne, tiefe Steuern – aber extrem teures Wohnen. Wer hier lebt, braucht ein gutes Einkommen, um sich den Alltag leisten zu können.
Welche sind die 6 Halbkantone der Schweiz?
Die Schweiz hat insgesamt sechs sogenannte Halbkantone. Die heißen nicht halb, weil sie kleiner oder weniger wert wären, sondern weil sie sich den Sitz im Ständerat (also der Länderkammer im Parlament) mit jeweils einem anderen Kantonsteil teilen. Jeder Halbkanton hat also nur eine Stimme im Ständerat, während die Vollkantone zwei haben.
Hier sind die sechs Halbkantone auf einen Blick:
- Appenzell Ausserrhoden
- Appenzell Innerrhoden
- Basel-Stadt
- Basel-Landschaft
- Obwalden
- Nidwalden
Die meisten dieser Kantone sind historisch durch politische oder religiöse Trennungen entstanden. Zum Beispiel haben sich Appenzell Innerrhoden (katholisch) und Ausserrhoden (reformiert) schon im 16. Jahrhundert getrennt. Bei Basel war’s ein Streit zwischen Stadt und Landbevölkerung. Und Ob- und Nidwalden waren früher einfach zwei Teile des gleichen Tals – jeder mit seiner eigenen Verwaltung.
Wichtig für dich als Grenzgänger: Im Alltag spielt das keine große Rolle, aber wenn du z. B. in Basel arbeitest, ist es gut zu wissen, ob es Basel-Stadt oder Basel-Landschaft ist – denn die Steuersätze, Versicherungsbeiträge und Behördenzuständigkeiten unterscheiden sich teils deutlich.
Fazit: Welches Kanton in der Schweiz eignet sich am besten für Grenzgänger?
Die 26 Kantone der Schweiz unterscheiden sich deutlich – nicht nur sprachlich und landschaftlich, sondern auch bei Steuern, Lebenshaltungskosten, Wirtschaftskraft und Lebensqualität. Für Grenzgänger aus Deutschland spielen vor allem diese Kriterien eine Rolle:
- Lage zur deutschen Grenze
- Erreichbarkeit (Pendlerwege)
- Arbeitsmarkt (z. B. Gesundheitswesen, Industrie, IT)
- Steuersätze und Abzüge
- Krankenversicherung und Infrastruktur
Diese Kantone sind besonders interessant für Grenzgänger:
Basel-Stadt und Basel-Landschaft
Sehr gute Erreichbarkeit aus Südbaden, viele Jobs in Pharma, Logistik und Forschung. Hohe Löhne, aber auch hohe Wohnkosten (viele wohnen daher in Deutschland).
Aargau
Solider Industriestandort, verhältnismäßig günstige Lebenshaltungskosten, sehr gute Verkehrsanbindung. Ideal für Grenzgänger aus der Region Waldshut / Hochrhein.
Solothurn und Jura
Geringere Lebenshaltungskosten, wachsende Industrie, aber etwas weniger dynamischer Arbeitsmarkt. Interessant für Fachkräfte mit solider Qualifikation und Wohnsitznähe zur Grenze.
Zürich
Der wirtschaftlich stärkste Kanton mit Top-Löhnen, besonders im Banken-, Tech- und Versicherungssektor. Aber: sehr teuer und für klassische Grenzgänger aus Süddeutschland eher zu weit entfernt.
Mein Fazit für Grenzgänger aus Deutschland
Aargau und die beiden Basel-Kantone (BS und BL) bieten das beste Gesamtpaket: Hohe Jobdichte, gute Erreichbarkeit aus Deutschland, attraktive Branchen – und im Fall von Aargau auch vergleichsweise moderate Wohn- und Lebenshaltungskosten.
Wer es wirtschaftlich stark, aber bezahlbar mag, findet hier die besten Chancen für eine langfristig erfolgreiche Tätigkeit als Grenzgänger.






