Grenzgänger Orte in Deutschland: Übersicht der grenznahen Gemeinden
Wo in Deutschland leben die meisten Grenzgänger und welche Gemeinden gelten als Grenzorte?
Einleitung
Als Grenzgänger zwischen Deutschland und der Schweiz musst du wissen, wo du optimal wohnen kannst. Die Wahl deines Wohnortes hat direkte Auswirkungen auf deine Steuern und deine tägliche Pendelstrecke. Mit über 3.750 Kilometern Grenze zu neun Nachbarländern bietet Deutschland zahlreiche attraktive Wohnorte für Grenzgänger.
In diesem Beitrag erfährst du, welche Grenzgänger Orte in Deutschland es gibt und welche Vorteile sie dir bieten.
In diesem Beitrag

Was sind Grenzgänger Orte in Deutschland?
Grenzgänger Orte in Deutschland sind Gemeinden und Städte, die unmittelbar an der Staatsgrenze liegen oder sich in einer definierten Grenzzone befinden. Diese Orte dienen als Wohnorte für Arbeitnehmer, die täglich oder wöchentlich ins benachbarte Ausland zur Arbeit pendeln.
Die rechtliche Definition ist dabei klar: Du giltst als Grenzgänger, wenn du deinen Wohnsitz in Deutschland hast und regelmäßig zu deinem Arbeitsplatz im Nachbarland pendelst. Dabei musst du in der Regel täglich an deinen deutschen Wohnort zurückkehren.
Die Bedeutung dieser Grenzgänger Orte in Deutschland ergibt sich vor allem aus zwei Bereichen. Zum einen regeln Doppelbesteuerungsabkommen, wo du deine Steuern zahlst. Zum anderen bestimmt das Sozialversicherungsrecht, in welchem Land du versichert bist. Die Ausweisung bestimmter Gemeinden als Grenzorte hat also direkte finanzielle Konsequenzen für dich.
Welche Bundesländer haben viele Grenzgänger Orte in Deutschland?
Deutschland grenzt mit acht Bundesländern an seine Nachbarländer. Die höchste Konzentration an Grenzgänger Orten in Deutschland findest du in Bayern, Baden-Württemberg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
Bayern: Das Tor zu Österreich und Tschechien
Bayern verfügt über die längste Auslandsgrenze aller Bundesländer. Mit 818 Kilometern Grenze zu Österreich und 815 Kilometern zur Tschechischen Republik bietet der Freistaat zahlreiche attraktive Grenzgängerorte. Besonders die Regionen um Berchtesgaden, Bad Reichenhall und Passau sind bei Grenzgängern beliebt.
Baden-Württemberg: Die Schweiz vor der Haustür
Mit 333 Kilometern Grenze zur Schweiz ist Baden-Württemberg das wichtigste Bundesland für Schweiz-Grenzgänger. Die Landkreise Konstanz, Waldshut und Lörrach grenzen direkt an die Eidgenossenschaft. Städte wie Konstanz, Lörrach und Weil am Rhein sind zentrale Wohnorte für Zehntausende Deutsche, die in der Schweiz arbeiten. 2008 pendelten etwa 43.000 Baden-Württemberger täglich über die Grenze (Quelle: www.statistischebibliothek.de).
Saarland und Rheinland-Pfalz: Das Herz der Großregion
Das Saarland und Rheinland-Pfalz bilden gemeinsam die deutsch-französische und deutsch-luxemburgische Grenzregion. Mit 455 Kilometern Grenze zu Frankreich und 136 Kilometern zu Luxemburg entstand hier eine der aktivsten Grenzgängerregionen Europas. Die Großregion zählte 2024 über 276.360 Grenzgänger, wobei die meisten nach Luxemburg pendeln (Quelle: www.iba-oie.eu).
Nordrhein-Westfalen: Zwischen Niederlanden und Belgien
Nordrhein-Westfalen grenzt mit 577 Kilometern an die Niederlande und mit 204 Kilometern an Belgien. Die Städteregion Aachen und der Kreis Kleve sind bedeutende Grenzgängerregionen mit intensivem Austausch über die Grenzen hinweg.
Nach welchen Kriterien gilt eine Gemeinde als Grenzgänger Ort?
Die Bestimmung einer Gemeinde als einer der Grenzgänger Orte in Deutschland folgt klaren geografischen und rechtlichen Kriterien.
Das wichtigste Kriterium ist die unmittelbare Lage an der Staatsgrenze. Eine Gemeinde gilt formal als Grenzort, wenn ihre Ortsgrenze oder Gemeindegrenze Teil der Bundesgrenze ist. Dies betrifft alle Gemeinden, die direkt an der Grenze liegen.
Darüber hinaus spielt die Grenzzone eine entscheidende Rolle. Diese Zone definiert sich unterschiedlich je nach Nachbarland:
Für die deutsch-schweizerische Grenze gilt: Die Grenzzone umfasst alle Gemeinden in einer Entfernung von maximal 30 Kilometern Luftlinie von der Grenze. Diese Regelung ist im Doppelbesteuerungsabkommen festgeschrieben.
Bei der deutsch-französischen Grenze gibt es eine Besonderheit: Für deutsche Grenzgänger gilt eine 20-Kilometer-Zone, während französische Grenzgänger von einer 30-Kilometer-Zone profitieren.
Die deutsch-österreichische Grenze orientiert sich ebenfalls an der 30-Kilometer-Regel beiderseits der Grenze.
Wichtig zu wissen: Die Entfernung wird immer als Luftlinie gemessen, nicht entlang der Straßen. Als Referenzpunkt dient der Ortsmittelpunkt einer Gemeinde.
Die zeitliche Komponente
Neben der geografischen Lage musst du auch zeitliche Kriterien erfüllen. Als Grenzgänger musst du in der Regel täglich oder mindestens einmal pro Woche an deinen deutschen Wohnort zurückkehren. Erfüllst du diese Bedingung nicht, kannst du deinen Grenzgängerstatus verlieren.
Liste der wichtigsten Grenzgänger Orte in Deutschland
Die deutschen Grenzgänger Orte in Deutschland verteilen sich entlang der gesamten Staatsgrenze. Hier findest du die wichtigsten Orte nach Grenzregionen geordnet.
Grenzorte zur Schweiz in Baden-Württemberg
Die baden-württembergische Grenze zur Schweiz ist die wichtigste Region für deutsche Schweiz-Grenzgänger:
Im Landkreis Konstanz liegen Konstanz selbst, Reichenau, Gaienhofen, Öhningen, Gottmadingen und Gailingen am Hochrhein. Eine Besonderheit stellt Büsingen am Hochrhein dar: Diese deutsche Exklave liegt vollständig von Schweizer Gebiet umgeben.
Der Landkreis Waldshut bietet mit Waldshut-Tiengen, Bad Säckingen, Wehr, Laufenburg und Stühlingen weitere attraktive Wohnorte für Schweiz-Pendler.
Im Landkreis Lörrach findest du die Städte Lörrach, Weil am Rhein, Rheinfelden (Baden), Grenzach-Wyhlen und Inzlingen. Diese Region verzeichnet die höchste Dichte an Schweiz-Grenzgängern in Deutschland.
Grenzorte zu Frankreich und Luxemburg
Die Grenzregion zu Frankreich und Luxemburg erstreckt sich über mehrere Bundesländer:
Im Saarland sind Merzig, Mettlach, Perl, Blieskastel und Saarbrücken wichtige Grenzgängerorte. Saarbrücken als Landeshauptstadt bietet dabei die beste Infrastruktur.
Rheinland-Pfalz verfügt über zahlreiche Grenzorte im Trier-Saarburg-Kreis wie Palzem, Wincheringen und Nittel. Auch die Südliche Weinstraße mit Orten nahe Pirmasens gehört zur Grenzregion.
Grenzorte zu Österreich in Bayern
Bayern bietet entlang seiner langen Grenze zu Österreich zahlreiche Grenzgängerorte:
Im Berchtesgadener Land sind Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Laufen und Saaldorf-Surheim beliebte Wohnorte für Österreich-Pendler.
Der Landkreis Passau mit der Stadt Passau, Breitenberg, Wegscheid und Untergriesbach bietet weitere Optionen.
Im Landkreis Freyung-Grafenau liegen Neureichenau, Freyung und Grafenau in der Grenzzone.
Grenzorte zu den Niederlanden und Belgien
In Nordrhein-Westfalen findest du zwei wichtige Grenzregionen:
Die Städteregion Aachen mit Aachen, Monschau, Simmerath und Roetgen grenzt an Belgien und die Niederlande.
Der Kreis Kleve mit Kleve, Emmerich am Rhein, Kranenburg und Goch liegt an der niederländischen Grenze.
Besonderheiten an ausgewählten Grenzübergängen
Jeder der Grenzgänger Orte in Deutschland hat ihre eigenen Charakteristika, die sich aus Geschichte, Geografie und internationalen Vereinbarungen ergeben.
Die Bodenseeregion: Drei Länder, ein Arbeitsmarkt
Die Bodenseeregion um Konstanz stellt eine einzigartige Situation dar. Hier treffen Deutschland, die Schweiz, Österreich und Liechtenstein aufeinander. 2023 zählte die Region 27.291 Grenzgänger aus Deutschland, die hauptsächlich in die Schweiz und nach Liechtenstein pendelten. In Liechtenstein machen Grenzgänger sogar 56 % aller Erwerbstätigen aus (Quelle: www.statistik-bodensee.org).
Das Dreiländereck bei Aachen
Am Vaalsberg bei Aachen treffen Deutschland, Belgien und die Niederlande aufeinander. Diese Region zeichnet sich durch besonders intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit aus. Projekte wie „GrenzTalentFit“ fördern die Arbeitsmobilität zwischen den drei Ländern.
Die deutsch-österreichische Grenze: Neue Regeln seit 2024
Seit Januar 2024 gelten neue Regelungen für Grenzgänger zwischen Deutschland und Österreich. Arbeitstage im Homeoffice zählen nicht mehr als schädliche Nichtrückkehrtage. Du kannst also von zu Hause arbeiten, ohne deinen Grenzgängerstatus zu gefährden. Allerdings bleiben Arbeitstage außerhalb der Grenzzone weiterhin problematisch: Mehr als 45 Tage pro Jahr führen zum Verlust des Grenzgängerstatus.
Die Schweizer Grenze: Quellensteuer und hohe Löhne
Deutsche Grenzgänger in der Schweiz zahlen eine Quellensteuer von 4,5 %. Diese moderate Besteuerung kombiniert mit den deutlich höheren Schweizer Löhnen macht diese Grenzregion besonders attraktiv. Im zweiten Quartal 2024 stammten 16 % der insgesamt 406.629 Grenzgänger in der Schweiz aus Deutschland.
Neue Homeoffice-Regelungen
Seit Juli 2023 darfst du als Grenzgänger bis zu 49,99 % deiner Arbeitszeit im Homeoffice in Deutschland verbringen, ohne dass sich deine Sozialversicherung ändert. Diese Regelung gilt durch ein multilaterales EU-Abkommen und erleichtert flexible Arbeitsmodelle erheblich.
Tipps und Hinweise für das Leben als Grenzgänger in Deutschland
Als Grenzgänger stehst du vor verschiedenen praktischen und administrativen Herausforderungen. Mit der richtigen Vorbereitung meisterst du diese problemlos.
Wohnen in einem der Grenzgänger Orte in Deutschland
Die Immobilienpreise in Grenznähe liegen oft deutlich über dem deutschen Durchschnitt. In Lörrach zahlst du für eine 60-Quadratmeter-Wohnung etwa 15 € pro Quadratmeter Miete, während der deutsche Durchschnitt bei nur 7 € liegt. Zwischen 2012 und 2017 stiegen die Preise jährlich um 5 %. Plane diese höheren Kosten bei deiner Budgetplanung ein.
Steuern richtig regeln
Als Grenzgänger wirst du grundsätzlich in Deutschland besteuert, wenn du hier deinen Wohnsitz hast. Dafür musst du bestimmte Bedingungen erfüllen:
Die 45-Tage-Regelung ist dabei zentral: Du darfst maximal 45 Arbeitstage im Jahr nicht zu deinem deutschen Wohnort zurückkehren oder außerhalb der Grenzzone arbeiten. Überschreitest du diese Grenze, verlierst du deinen Grenzgängerstatus und wirst nach allgemeinen Regeln besteuert.
Für den Grenzgängerstatus brauchst du verschiedene Bescheinigungen. Als Schweiz-Grenzgänger benötigst du eine Ansässigkeitsbescheinigung vom deutschen Finanzamt. Diese verhindert einen höheren Steuerabzug in der Schweiz. Die Beantragung erfolgt bei deinem zuständigen Finanzamt.
Sozialversicherung klären
Deine Sozialversicherung richtet sich nach dem Land, in dem du arbeitest, nicht nach deinem Wohnort. Arbeitest du in der Schweiz, bist du dort krankenversichert. Du kannst dich aber innerhalb von drei Monaten nach Arbeitsbeginn von der Versicherungspflicht im Arbeitsland befreien lassen und in Deutschland versichert bleiben.
Bei Arbeit in mehreren Ländern gilt die 25-Prozent-Regel: Verbringst du mehr als ein Viertel deiner Arbeitszeit in Deutschland, bleibst du hier versichert.
Homeoffice optimal nutzen
Seit Juli 2023 kannst du bis zu 49,99 % deiner Arbeitszeit im deutschen Homeoffice verbringen. Deine Sozialversicherung bleibt dabei im Beschäftigungsland. Diese Regelung gilt aber nur, wenn beide Länder die entsprechende Rahmenvereinbarung unterzeichnet haben.
Pendlerkosten absetzen
Die Fahrtkosten zwischen Wohnort und Arbeitsstätte kannst du steuerlich geltend machen. In Deutschland gilt die Entfernungspauschale von 0,30 € pro Kilometer für die einfache Strecke. Bei täglichem Pendeln in die Schweiz kommen schnell beträchtliche Summen zusammen.
Feiertage beachten
Die Feiertage unterscheiden sich zwischen den Ländern. Ein Feiertag in deinem Arbeitsland bedeutet nicht automatisch einen freien Tag in Deutschland. Mariä Himmelfahrt am 15. August ist beispielsweise in der Schweiz ein Feiertag, in Baden-Württemberg aber nicht. Plane deine Urlaubstage entsprechend.
Professionelle Beratung nutzen
Die Regelungen für Grenzgänger sind komplex und ändern sich regelmäßig. Besonders bei der Wahl der optimalen Krankenversicherung oder der Steueroptimierung wird es schnell unübersichtlich. Eine professionelle Beratung spart dir Zeit und verhindert teure Fehler.
Fazit: Der Wohnort ist entscheidend für deinen Erfolg als Grenzgänger
Die Wahl deines Wohnortes als Grenzgänger beeinflusst direkt deine Steuern, Sozialversicherung und Lebensqualität. Deutschland bietet mit seinen zahlreichen Grenzorten vielfältige Möglichkeiten, von den Vorteilen des grenzüberschreitenden Arbeitens zu profitieren. Die höheren Löhne im Ausland gleichen oft die gestiegenen Wohnkosten in Grenznähe mehr als aus.
Ob du in Lörrach wohnst und in Basel arbeitest oder von Aachen nach Maastricht pendelst: Jeder der Grenzgänger Orte in Deutschland hat seine eigenen Regeln und Besonderheiten. Die richtige Vorbereitung und kontinuierliche Information über aktuelle Regelungen sind der Schlüssel zu deinem Erfolg als Grenzgänger.
Besonders die komplexen Themen wie Krankenversicherung und Steueroptimierung erfordern fundiertes Wissen. Wenn du unsicher bist, welcher Wohnort für deine individuelle Situation optimal ist oder wie du deine Finanzen als Grenzgänger am besten regelst, vereinbare gerne einen kostenfreien Beratungstermin. Gemeinsam finden wir die beste Lösung für deine Grenzgänger-Situation und stellen sicher, dass du alle Vorteile optimal nutzt.






