Pflegeversicherung für Grenzgänger in der Schweiz
So sicherst du dich wirklich ab
Wer als Grenzgänger in der Schweiz arbeitet und in Deutschland wohnt, profitiert in vielen Bereichen von den Vorteilen beider Länder. Doch wenn es um das Thema Pflegeversicherung geht, wird’s richtig kompliziert.
Während Deutschland mit seiner gesetzlichen Pflegeversicherung zumindest eine gewisse Grundabsicherung bietet, stehst du mit deiner Schweizer Krankenversicherung im Pflegefall ziemlich alleine da. Und das kann richtig teuer werden.
Wenn du in der Schweiz arbeitest, bist du zwar durch die obligatorische Krankenversicherung (KVG) abgesichert. Aber diese Versicherung deckt nur Grundleistungen wie Spitalaufenthalte. Langfristige Pflegekosten? Fehlanzeige. Genau hier entsteht eine gefährliche Lücke, die dir im Ernstfall finanziell das Genick brechen kann.
In diesem Beitrag

Warum du als Grenzgänger ein Pflegeproblem hast
In Deutschland bist du automatisch pflegeversichert, wenn du gesetzlich oder privat krankenversichert bist. Das System ist zwar nicht perfekt, aber es bietet zumindest eine gewisse Teilabsicherung, die dir im Pflegefall weiterhilft.
Was du in Deutschland bekommst:
- Sachleistungen: Kostenübernahme für ambulante Pflegedienste oder stationäre Einrichtungen – bei Pflegegrad 5 immerhin bis zu 2.005 € monatlich.
- Geldleistungen: Pflegegeld von bis zu 1.000 € monatlich, wenn deine Familie die Pflege übernimmt.
Aber selbst in Deutschland deckt diese Unterstützung oft nur 50 % der tatsächlichen Pflegekosten, vor allem bei vollstationärer Pflege. Aber wenigstens gibt’s überhaupt Geld.
Pflegeversicherung: Wie sieht es in der Schweiz aus?
In der Schweiz gibt es so etwas wie eine gesetzliche Pflegeversicherung schlichtweg nicht. Die Krankenversicherung zahlt nur für akute Behandlungen, aber keine langfristigen Pflegekosten. Das bedeutet: Pflegebedürftige müssen sich auf Privatvermögen, Familienhilfe oder private Zusatzversicherungen verlassen.
Was du in der Schweiz bekommst:
- Invalidenversicherung (IV): Unterstützt dich nur, wenn du erwerbsunfähig wirst, aber deckt keine Langzeitpflege ab.
- Privat finanzierte Pflege: Rund 60 % der Pflegekosten werden in der Schweiz privat getragen.
Für dich als Grenzgänger verschärft sich die Situation zusätzlich, wenn du in der Schweiz krankenversichert bist. Der Grund: Du bekommst kein deutsches Pflegegeld, weil deine Krankenversicherung eben nicht in Deutschland läuft.
Versorgungslücken für Grenzgänger – Hier wird’s richtig teuer
Als Grenzgänger mit einer Schweizer Krankenversicherung kannst du zwar die deutsche Leistungsaushilfe in Anspruch nehmen, aber nur begrenzt.
Das bedeutet:
Ambulante Pflege:
- Maximale Kostenübernahme von 1.995 € monatlich bei Pflegegrad 5 – aber auch nur, wenn ein Pflegedienst auf deutscher Seite mit dir zusammenarbeitet.
Stationäre Pflege:
- Übernahme von Kosten bis zu 2.005 € monatlich.
- Die durchschnittlichen Heimkosten in der Schweiz liegen allerdings zwischen 5.000 und 8.000 CHF monatlich.
Bleibt also ein Eigenanteil von rund 2.500 € monatlich – und das ist keine Seltenheit, wenn du auf hochgradige Pflege angewiesen bist.
Warum es ohne deutsches Pflegegeld für Grenzgänger richtig bitter wird
Das größte Problem für Grenzgänger mit Schweizer Krankenversicherung ist, dass das deutsche Pflegegeld komplett entfällt. Während ein in Deutschland Versicherter bei Pflegegrad 3 beispielsweise 545 € monatlich bekommt, gehst du komplett leer aus.
Beispielszenario: Du benötigst mit Pflegegrad 3 täglich vier Stunden häusliche Pflege, die von deinem Ehepartner übernommen wird. In Deutschland würde dein Ehepartner dafür 545 € monatlich erhalten – das sind auf ein Jahr gerechnet 6.540 €, die du in der Schweiz einfach verlierst.
Ohne Pflegegeld wird also selbst die häusliche Pflege durch deine Familie zum finanziellen Desaster.
Private Pflegezusatzversicherungen: Deine einzige Chance, abgesichert zu sein
Um dieses Risiko abzufedern, bleibt dir nur eine Möglichkeit: Eine private Pflegezusatzversicherung.
Dabei gibt es verschiedene Modelle, die alle ihre Vor- und Nachteile haben.
Typen von Zusatzversicherungen:
- Pflegetagegeldversicherung: Du bekommst einen festen Tagessatz, z. B. 100 € pro Tag, sobald du pflegebedürftig wirst. Vorteil: Du kannst das Geld frei verwenden – egal, ob du damit einen Pflegedienst, Umbauten oder Betreuungskosten abdeckst.
- Pflegekostenversicherung: Diese Versicherung übernimmt einen bestimmten Anteil der tatsächlichen Pflegekosten, meist zwischen 80 % und 90 %.
- Pflegerentenversicherung: Du erhältst lebenslange monatliche Zahlungen ab Pflegegrad 2 – völlig unabhängig davon, wo du wohnst oder wie du versorgt wirst.
Was du brauchst, um wirklich abgesichert zu sein
Experten empfehlen dir als Grenzgänger folgende Mindestleistungen, um die Versorgungslücke im Ernstfall zu schließen:
- Häusliche Pflege: Monatlich mindestens 1.800–2.500 €, um Betreuungskräfte oder Familienpflege zu finanzieren.
- Stationäre Pflege: Einmalzahlungen für notwendige Umbaumaßnahmen von mindestens 25.000 € plus monatliche Zuschüsse von 2.000–3.000 €.
Eine gute Pflegetagegeldversicherung mit 100 € pro Tag kostet für einen 35-jährigen Grenzgänger etwa 25–35 € monatlich. Das klingt erstmal viel, aber die Rechnung ist simpel:
- Wenn du nach 30 Jahren Einzahlung pflegebedürftig wirst, hast du insgesamt 10.800 € eingezahlt.
- Dafür bekommst du bei einer zehnjährigen Pflegebedürftigkeit 438.000 € ausgezahlt.
Klingt nach einem ziemlich guten Deal, oder?
Was du sonst noch wissen musst:
- Je früher, desto besser: Die Prämien steigen mit deinem Alter. Am besten schließt du eine Pflegezusatzversicherung vor deinem 40. Lebensjahr ab.
- Dokumentation ist Pflicht: Du brauchst zwingend deine Ansässigkeitsbescheinigung (Formular Gre-1) und die Dokumentation deiner berufsbedingten Nichtrückkehrtage (Formular Gre-3).
- Steuern nicht vergessen: Während Pflegetagegeld in Deutschland steuerfrei ist, wird es in der Schweiz mit Quellensteuer belegt.
Praxis-Fall
✅ Trotz Vorerkrankung ohne Zuschlag versichert
Eine Kundin Anfang 60 arbeitet seit zwei Jahrzehnten in der Schweiz – allerdings ohne zusätzliche Pflegeversicherung. Ihre Krankenakte war bereits belastet (u.a. Wirbelverletzung). Dank mehrerer gezielter Risikovoranfragen fanden wir dennoch einen Versicherer, der sie ohne Risikozuschlag aufnahm.
Ein gutes Beispiel, dass es auch in schwierigen Fällen Lösungen gibt.
Welche Pflegeversicherungen sind für dich als Grenzgänger sinnvoll?
Damit du im Pflegefall nicht plötzlich vor einem riesigen finanziellen Loch stehst, brauchst du eine private Pflegezusatzversicherung. Hier sind die gängigsten Optionen:
1. Pflegetagegeldversicherung
Die beliebteste und flexibelste Variante. Du bekommst einen festen Tagessatz ausgezahlt – zum Beispiel 100 € pro Tag – egal, was du damit machst. Das Geld kannst du frei verwenden: Ob du damit einen Pflegedienst bezahlst, deinen Wohnraum umbauen lässt oder deine Familie unterstützt, bleibt dir überlassen.
Vorteil: Das Geld gehört dir und ist nicht an bestimmte Rechnungen gebunden.
2. Pflegekostenversicherung
Weniger flexibel, aber sinnvoll, wenn du sicher weißt, dass du eher auf stationäre Pflege angewiesen sein wirst. Diese Versicherung übernimmt einen bestimmten Prozentsatz deiner Pflegekosten, meist 80–90 %.
Vorteil: Du musst dich nicht selbst um alles kümmern, sondern reichst einfach die Rechnungen ein.
3. Pflegerentenversicherung
Diese Versicherung zahlt dir monatlich eine lebenslange Rente, sobald du Pflegegrad 2 erreichst. Funktioniert ähnlich wie eine klassische Rentenversicherung, nur eben im Pflegefall.
Vorteil: Monatliche Zahlungen sind garantiert, egal wie hoch deine tatsächlichen Pflegekosten sind.
Welche Anbieter haben die besten Tarife für Grenzgänger?
Ein paar Versicherungen bieten dir tatsächlich gute Tarife, die speziell für Grenzgänger gemacht sind. Hier sind die besten Optionen:
- Sympany Euroline:
- Die günstigste Wahl mit Prämien ab 156,10 CHF pro Monat für junge Erwachsene.
- Kombiniert Schweizer Grundversicherung mit deutscher Leistungsaushilfe.
- Bietet zusätzlich Pflegetagegeld bis zu 150 € pro Tag bei Pflegegrad 5.
- Besonders beliebt wegen seiner niedrigen Kündigungsquoten und sehr guter Kundenzufriedenheit.
- SWICA Euroline Plus:
- Höhere Prämien mit 246,30 CHF pro Monat, aber dafür umfassendere Leistungen.
- Bietet freie Arztwahl in beiden Ländern und eine progressive Tagegeldstaffelung.
- 100 % Auszahlung ab Pflegegrad 3 – ideal, wenn deine Familie bei der Pflege mithilft.
- Allianz Private Krankenversicherung:
- Maßgeschneiderte Pflegetagegeldversicherungen ohne Gesundheitsprüfung, wenn du vor deinem 40. Lebensjahr abschließt.
- Dynamische Anpassung: Jährliche Erhöhung des Tagegeldes um 3 % zur Inflationsanpassung.
- Familienrabatt von 15 %, wenn mehrere Haushaltsmitglieder versichert werden.
- Helsana BASIS-Modell:
- Flexibel und ideal für Grenzgänger mit wechselnden Arbeitsorten.
- Hohe Prämien von 317,30 CHF pro Monat, aber dafür sofortiger Leistungsbeginn ohne Wartezeit.
- Kombinierbar mit Unfall- und Zahnzusatzversicherungen.
Wann du eine Pflegeversicherung abschließen solltest und was du beachten musst
Je früher, desto besser.
Wenn du vor deinem 40. Lebensjahr eine Pflegezusatzversicherung abschließt, sind die Prämien noch relativ niedrig. Eine Pflegetagegeldversicherung mit 100 € pro Tag kostet dich dann rund 25–35 € pro Monat.
Was du unbedingt beachten musst:
- Gesundheitsprüfung: Je nach Anbieter wird bei Abschluss ab einem bestimmten Alter eine Gesundheitsprüfung fällig.
- Dokumentationspflicht: Formulare wie Gre-1 (Ansässigkeitsbescheinigung) und Gre-3 (Nichtrückkehrtage) müssen korrekt ausgefüllt und eingereicht werden.
- Regelmäßige Anpassung: Achte darauf, dass deine Versicherung dynamische Erhöhungen anbietet, um mit der Inflation mitzuhalten.
Fazit: Pflegeversicherung als Grenzgänger in der Schweiz – Ohne private Vorsorge geht’s nicht
Ganz ehrlich, wenn du als Grenzgänger in der Schweiz arbeitest und denkst, du bist im Pflegefall automatisch abgesichert, dann liegst du komplett falsch. Die Schweizer Krankenversicherung kümmert sich um akute Behandlungen, aber wenn’s wirklich ernst wird und du langfristige Pflege brauchst, bist du auf dich allein gestellt. Und das deutsche Pflegegeld? Gibt’s für dich auch nicht, wenn du in der Schweiz krankenversichert bist.
Das bedeutet: Wer sich als Grenzgänger nicht privat absichert, steht im Pflegefall vor einer riesigen Versorgungslücke. Egal, ob du zu Hause gepflegt wirst oder ins Pflegeheim musst – die Kosten sind enorm. Schnell mal 2.500 € im Monat oder mehr an Eigenanteil sind keine Seltenheit.
Was hilft? Eine private Pflegezusatzversicherung. Und zwar am besten frühzeitig, bevor es richtig teuer wird. Gerade Pflegetagegeldversicherungen bieten dir viel Flexibilität und sind noch relativ günstig, wenn du unter 40 bist. Anbieter wie Sympany, SWICA oder Allianz bieten spezielle Tarife für Grenzgänger, die wirklich etwas taugen.
Klar ist aber auch: Ohne Zusatzversicherung bist du im Ernstfall komplett aufgeschmissen. Also lieber jetzt handeln, bevor es zu spät ist.






